Geschichte der Villa
Der Droyßiger Maurer- und Zimmerermeister Friedrich Wilhelm Hierschel, geboren am 22.09.1862 in Droyßig, erbaute diese Villa nach seiner Hochzeit mit Auguste Mathilde Schröder im Oktober 1895 beginnend für seine eigene Familie. Es war am 24.12.1901 gerade bezogen, als seine Tochter Brunhilde in dieser Villa geboren wurde.
1852: Erföffnung der Droyßiger Anstalten
Das Material zum Anfüllen des Grundstückes, welches ursprünglich bis zu 4 m tiefer lag und einen steilen Südhang zum Hasselbach bildete, der heute auf dem gegenüberliegen-den Grundstück noch erahnt werden kann, bekam er zum überwiegenden Teil aus seiner damaligen Großbaustelle, dem Umbau und der Erweiterung der 1852 eröffneten Droyßiger Anstalten südlich des Droyßiger Schlosses, welche der Fürst Otto Victor von Schönburg-Waldenburg zwecks Ausbildung von evangelischen Frauen zu Elementarschullehrerinnen, Lehrerinnen für höhere Töchterschulen und Gouvernanten stiftete (heutiges CJD-Gymnasium).
Wohnhaus der Familie Hierschel
Als eines der ersten Gebäude seiner Zeit wurden die Zierelemente der Villa in Betonwerkstein ausgeführt und jede Etage verfügte über ein Innen-WC. Die Keller erstreckten sich über zwei Etagen und waren teilweise ebenfalls zu Wohnzwecken ausgebaut. Über einen Tiefbrunnen stand im Gebäude ständig Wasser zur Verfügung. Selten sind auch die interessanten Walmziegel des Hauptdaches mit plastischem Rotellendekor, welche sich in etwas vereinfachter Form auch auf dem hinteren Gebäude wiederfinden, welches eng mit dem Sägewerk nebenan verzahnt war und ebenfalls zu Wohnzwecken diente.
Das im Reformstil erbaute Gebäude diente als Wohnhaus für die Familie Hierschel und auch zahlreiche andere Droyßiger Bürger wurden hier geboren und lebten hier.
Friedrich Wilhelm Hierschel baute sehenswerte Gebäude in der Region
Friedrich Wilhelm Hierschel baute neben dieser Villa in Droyßig auch für viele andere Bauherren sehenswerte Gebäude, so unter anderem die Schloßstraße 4 und die Schloßstraße 7, im typischen Stil mit Sandsteinfassaden aus den hiesigen Steinbrüchen.
Er erbaute außerdem die Sandsteinbrücke über den Hasselbach gleich angrenzend an dieses Grundstück, welche erst 100 Jahre später im Wege des Straßenausbaus saniert werden musste.
Nach dem Krieg: Sowjetischen Militärkommandatur nimmt die Villa in Besitz
Zeitweise ergänzt wurde diese ausschließliche Wohnnutzung durch die Familie, als nach dem zweiten Weltkrieg für einige Monate der Stellvertreter der sowjetischen Militärkommandatur in die Villa einzog, während der Kommandeur das Schloss Droyßig in Besitz nahm.
Bis 2016 in Privatbesitz der Familie Hierschel
Das Gebäude befand sich bis 2016 ununterbrochen im Privatbesitz der Familie Hierschel und ihrer Nachkommen. Da es zuletzt aufgrund nicht mehr zeitgemäßer Elektro- und Sanitärinstallation sowie nicht vorhandener grundhafter moderner Beheizung immer weniger genutzt werden konnte, verfiel es; andererseits befinden sich viele Teile noch im originalen Bauzustand der Gründerzeit.
2016 Hjalmar Loh übernimmt die Villa – die Renovierung beginnt
Der Leipziger Kaufmann Hjalmar Loh, der bereits in Leipzig-Plagwitz einige Denkmale vor dem Verfall bewahren konnte, erwarb das Objekt 2016 und wird dieses wieder umfassend sanieren und instand setzen.
Dabei wurde unter anderem auch der historische Zwiebelturm wieder aufgesetzt, der das Gebäude zum Schloss Droyßig hin bekrönte, nach einem Rückbau in den 1960er Jahren jedoch viele Jahre fehlte.
Ohne dies beim Erwerb des Grundstückes zu wissen, kehrt Loh damit zugleich auch in die Gegend seiner Vorfahren zurück, seit etwa 1500 ist die Familie Loh(e) in Streckau, Hollsteitz, Kirchsteitz, Döschwitz, Theißen und Romsdorf in den heute überwiegend in Droyßig aufbewahrten Kirchbüchern nachweisbar.